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15. November 2017 · Kreatives

Nur einen Herzschlag entfernt

Der Weg aus der Essstörung zurück in ein freies, unbeschwertes Leben ist lang. Unsere Autorin beschreibt mit dem folgenden Gedicht die Hürden und Herausforderungen, die auf diesem Weg warten, aber auch die Lichtblicke und den Lohn der Mühe. Ein offenes und ehrliches Gedicht, das Mut macht.

Ich hätte können glücklich sein
doch dann traf die Geschichte ein:
Ja, ich hatte alles was ich gebraucht habe
und dann brachte Ana mich in diese Lage.
Ich gab das alles für sie auf
auch die schönsten Dinge gingen drauf.
Lachen, Freude, Kraft und mehr,
das alles vermisse ich sehr.
Freunde und Familie
sehen zu bei der Tragödie,
in die ich immer weiter reingeriet
ein Mädchen, das vor Allem flieht.

Kurz bevor das Leben drohte
sein Ende zu finden
konnte ich mich überwinden.
Essen war unmöglich
so weiter und es endet tödlich.
Ich hab es endlich eingesehen
so kann es jetzt nicht weitergehen.
An Unterstützung fehlte es mir nie
Anfangen musste ich, doch wie?
Einfach starten?
Oder doch noch warten?

Ich entschied mich, zu beginnen
schnell konnte ich an Kraft gewinnen.
Der Dritte Orden stärkte mich
mir wurde seltener schwindelig.
Tränen wegen einer Scheibe Brot
doch alles besser als der Tod.
Depressionen.
Diagnosen.
Fragen, auf die ich keine Antwort fand
"Steck den Kopf nicht in den Sand!"
"Alles wird gut!"
"Hab nur Mut!"
Jaja.
Blabla.
Ihr wisst doch gar nicht, wie das ist.
So ein riesengroßer Mist.
Ich kann nicht sitzen,
ich möchte schwitzen.
Ich vermisse den Hunger
ich ersticke im Kummer.
Wie komm ich da nur jemals raus?
Ich glaube, es ist aus.                                                                                                                                                                                         

Endlich aufgenommen im TCE
der erste Gedanke war: "ich geh!"
Doch die gute Seite
riet mir weise
ich soll doch bleiben
mir noch etwas Zeit vertreiben.
Und es klappte, dass ich blieb,
auch, wenn mich alles wegtrieb.
Gegen den Symptomdruck anzukommen,
hatte ich mir vorgenommen.
Es gelang mal mehr, mal weniger,
war mal leichter und mal schwieriger.                                       

Es ging weiter Woche für Woche
jetzt ist es fast schon eine ganze Epoche.

Ich habe durchgehalten
und an meinen Träumen festgehalten.
Es ist schon so vieles besser
ich bin ein normaler Esser.
Ich kann wieder lachen,
mit Freunden Scheiße machen.
Ich kann endlich wieder tanzen
und muss mich nicht mehr
den ganzen Tag im Zimmer verschanzen.
Ich gehe lieber wieder raus,
gelohnt hat es sich also durchaus.                                                                   

                                                                                                                                                         

Das Hungern hab ich satt.
Meine Augen sind nicht mehr matt.
Sie haben den alten, schönen Glanz,
ach, das Leben ist ein Tanz.
Ich habe endlich wieder Kraft,
tu die Dinge aus Leidenschaft.
Freude kann ich auch empfinden
mich zu ´ner Pommes überwinden.
Ich danke Euch von ganzem Herzen,
ganz ohne zu scherzen.
Ich kann mich besser akzeptieren
und muss nicht Tag und Nacht nur Frieren.
Ich bin glücklich hier zu stehen,
traurig der Gedanke, jemals wegzugehen.

Angst ist immer ein Begleiter,
doch vielleicht bringt auch sie mich weiter.
Was mein Leben mir noch bringen wird,
habe ich noch nicht kapiert.
Doch was soll ich denn schon planen?
Vieles, wovor andere mich warnen.
Ich weiß, es wird nicht einfach werden,
begleitet von einigen Beschwerden.
Ich habe dieses Leben bekommen,
damit kann ich klarkommen.
Ich bin stark genug, um es zu leben,
es geht darum niemals aufzugeben.                                                      

 

 

Bildnachweis: ClipDealer

 

Über die Autorin

Helen, 18 Jahre, Patientin im TCE, derzeit in der Stabilisierungsphase