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TCE-Blog

29. November 2017 · Erfahrungsbericht

„Manchmal muss es schwer sein…“ – Rückblick auf die Zeit im TCE

Hallo! :-)
Ich bin eine ehemalige Patientin des TCE und war dort ein halbes Jahr aufgrund einer Bulimieerkrankung.
Ich wusste, dass ich krank war, und ich wollte Hilfe. Doch ich wollte viele Anstrengungen, welche sich durch Outen und Co ergeben, nicht haben. Im Nachhinein denk ich mir natürlich, dass meine Gesundheit wichtiger ist, aber wie gesagt, jeder, der eventuell gerade vor dieser Entscheidung steht, weiß, wovon ich rede.
Es fing mit dem Infoabend an, der nicht ganz meinen Genesungswünschen entsprach. Ich wollte eine schnelle Therapie ohne Klinikaufenthalt, möglichst unauffällig und heimlich. Ich wollte etwas, das ich niemals hätte haben können, ohne am Ende mit Stolz und Erfolg dazustehen.
Aus einem Bauchgefühl heraus und angetrieben von Hoffnungslosigkeit erschien ich trotzdem zum Erstgespräch und kam daraufhin ins Krankenhaus, ins Klinikum Dritter Orden. Ich wunderte mich, weshalb auch ich ein paar Tage zum Kostaufbau musste, obwohl ich einen normalen BMI hatte. Rückblickend brauchte ich die Tage sehr, um mich aufs TCE vorzubereiten, um zu kapieren, was gerade passiert ist, um mich zu verstecken und Abstand von meinen Mitmenschen zu haben und mich durch diese Shakes auf das Essen einzustellen.
Dann ging es auf ins TCE. Schwer fiel mir das Essen, jedoch liefen die ersten Wochen relativ gut. Ich hatte noch einen kleinen Schock von den letzten paar Monaten vor dem TCE, jedoch fühlte ich mich doch gar nicht so unstabil. Die Schwierigkeiten kamen erst nach ein paar Wochen, als sich wieder so etwas wie Alltag bildete. Mithilfe des Teams kapierte ich mehr und mehr, warum ich manchmal nicht anders kann oder meine Krankheit lauter ist als meine Gesundheit. Alle meine Symptome waren okay, es war an diesen nichts verrückt. Kein Verlauf der Essstörung ist verrückt, es ist einfach eine Essstörung und wirklich keine schöne Krankheit.
Als ich in die Stabiphase* kam, merkte ich auch, warum es heißt: „Die Stabiphase ist die wichtigste." Konfrontiert mit mehr Freiheit bin ich ins Schleudern gekommen mit meiner Essstörung, sie hat sich sehr stark wieder in meinem Kopf breit gemacht. Auch dies wurde mit den Wochen der Therapie um einiges besser. Nach zwei Monaten Stabiphase packte mich der Ehrgeiz, ich wollte raus aus der Krankheit und wollte alles, was ich im TCE gelernt habe, ohne stationäre Hilfe ausprobieren. In den ersten paar Wochen außerhalb des TCE merkte ich schon, dass auch die Stabiphase nicht umsonst mindestens auf vier Monate angesetzt ist. Ich kam anfangs mit dem Essen mittelmäßig klar und erst langsam pendelte sich wieder mein guter Zustand wie im TCE ein. Im Endeffekt bin ich jetzt seit zwei Monaten aus dem TCE raus und ich hab mich auf die Reihe bekommen und kann zufrieden davon berichten, dass ich es ganz gut mache. Was die Gemeinschaft im TCE betrifft, hab ich so etwas bis jetzt noch nicht kennengelernt. Ich habe viel von den Mädels (oder Jungs) gelernt und abgeschaut. So wie sie hoffentlich auch von mir. Für mich hatte ich zu einigen eine starke Bindung, einfach aufgrund der Situation und des gemeinsamen Alltags und Weges.
Abschließend will ich sagen, dass meine anfänglichen Schwierigkeiten echt auch schwer waren, aber es hilft nichts. Manchmal muss es schwer sein und dafür gewinnt man an Erfahrung im Leben.

*Stabiphase = Stabilisierungsphase

 

 

Bildnachweis: ClipDealer

Über die Autorin

Anonym, 20 Jahre, ehemalige Patientin im TCE