In den letzten Wochen und Monaten ist am TCE ein kleiner Film entstanden, der allen Interessierten das Leben und die Therapie in der Tagklinik und den Therapeutischen Wohngruppen nahebringen möchte. Premiere hatte dieser Film auf unserer Jubiläumsfeier am vergangenen Donnerstag, die für mich Anlass war für einen ganz persönlichen Rückblick auf meine Zeit am TCE. Seit 2002 gehöre ich mit zum Team – das sind 17 Jahre, mehr als die Hälfte der Zeit, in der es das TCE schon gibt. Und von Beginn an war ich fasziniert vom Behandlungskonzept des TCE: von der Kombination aus Tagklinik und Therapeutischen Wohngruppen, von dem intensiven psychotherapeutischen Programm und von der Essstruktur, die es schon so vielen Betroffenen ermöglicht hat, ihre Angst vor dem Essen zu überwinden und wieder Freude an den Mahlzeiten zu finden.
Ganz besonders aber lebt das TCE bis heute von seiner Gemeinschaft. Nach wie vor findet unsere Therapie in relativ kleinen, überschaubaren Gruppen statt und wir begleiten die Betroffenen über einen vergleichsweise langen Abschnitt ihres Genesungsweges. Dadurch entsteht ein starker Gruppenzusammenhalt. Die Patientinnen und Patienten helfen und unterstützen sich gegenseitig, sie trösten sich und sprechen einander Mut zu und ja, sie konfrontieren sich auch. Bisweilen werden auch unbequeme Wahrheiten ausgesprochen, Wahrheiten, die der Krankheit mutig die Stirn bieten, aber all dies geschieht wohlwollend und im Sinne der Genesung. Doch es geht nicht nur darum, sich in der Therapie Halt und Unterstützung zu bieten, sondern auch zusammen das normale Leben wiederzuentdecken – im WG-Alltag oder bei Ausflügen in die Disco, ins Konzert, aufs Tollwood, in den Englischen Garten oder an die Isar. Es geht darum zu entdecken, was es heißt, ohne Essstörung zu leben, und wofür es sich lohnt, gesund zu werden.
Deshalb freue ich mich sehr, dass unser Film allen Außenstehenden nun die Möglichkeit bietet, einen Einblick in unseren TCE-Alltag zu bekommen und Anteil zu nehmen an einigen der schönen und inspirierenden Momente, die wir im TCE tagtäglich gemeinsam mit unseren Patientinnen und Patienten erleben dürfen.
Mein Dank gilt an allererster Stelle den Patientinnen, die an der Entstehung dieses Films beteiligt waren oder daran direkt oder indirekt mitgewirkt haben – ganz besonders unserer ehemaligen Patientin Melanie, die so mutig war, ihre persönlichen Erfahrungen mit uns zu teilen. Mein ganz besonderer Dank geht weiterhin an das Direktorium des Klinikums Dritter Orden, das die Produktion dieses Films überhaupt erst ermöglicht hat, und an Frau Tanja Wengner von der Staatlichen Schule für Kranke, die das Projekt mit den Patientinnen unserer Jugendgruppe vorbereitet und über weite Strecken kreativ begleitet hat.
Dr. Karin Lachenmeir ist Psychologische Psychotherapeutin und seit 2002 im TCE tätig, seit 2008 als Leiterin der Einrichtung. Sie ist approbierte Verhaltenstherapeutin und hat Weiterbildungen in Körpertherapie und Systemischer Beratung absolviert. Seit 2011 ist sie zudem als Dozentin und Supervisorin für verschiedene Münchner Weiterbildungsinstitute tätig. Am TCE hat sie die Verantwortung für alle personellen, organisatorischen und fachlichen Fragen. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten lesend oder schreibend, auf ausgedehnten Spaziergängen, im Kino, im Theater oder auf Reisen.