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Für Dein Leben ohne Essstörung.

Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen - Tipps für Eltern und Angehörige

Essen gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Besonders für Kinder und Jugendliche ist eine regelmäßige, ausgewogene Ernährung essenziell, denn diese beeinflusst nicht nur das körperliche Wachstum, sondern auch die psychische Gesundheit. Studien zeigen, dass etwa 22% der Kinder und Jugendlichen erste Auffälligkeiten in Bezug auf den Risikofaktor "Essstörung" aufweisen. Für Eltern bzw. Angehörige ist es nicht immer einfach, Veränderungen im Umgang mit Nahrung oder dem eigenen Körper bei Kindern und Jugendlichen richtig einzuordnen und angemessen zu reagieren. Aber selbst dann, wenn eine solche Erkrankung bereits diagnostiziert wurde, lauern weitere Schwierigkeiten: Wie kommuniziere ich auf eine gute und hilfreiche Weise mit meinem Kind? Wie reagiere ich angemessen auf das Essverhalten oder die Gewichtssorgen meiner Tochter oder meines Sohnes? Wie gehe ich damit um, wenn mein Kind nicht ausreichend für eine Behandlung motiviert ist? In diesem Beitrag stellen wir einige Tipps vor, die bei der Navigation durch diese stürmischen Gewässer helfen können.

Unterstützung beginnt im Umfeld

Eine Essstörung ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die nicht einfach "verschwindet", sondern eine umfassende Behandlung und professionelle Hilfe notwendig macht. Falsche Scham ist hier absolut fehl am Platze. Setzen Sie stattdessen  auf eine offene und unterstützende Kommunikation. Vermeiden Sie im Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen Drohungen, Schuldzuweisungen und Vorwürfe, vermitteln Sie ihnen stattdessen das Gefühl, dass sie akzeptiert und geliebt werden. Beschreiben Sie Ihre Beobachtungen, formulieren Sie Ihre Sorge und fragen Sie nach zugrundeliegenden Nöten und Belastungen Ihres Kindes. Holen Sie nach Rücksprache mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn auch andere Personen an Bord. Eine Essstörung ist eine behandlungsbedürftige Krankheit, dies darf offen kommuniziert werden. Je mehr enge Vertraute am gleichen Strang ziehen, desto stärker ist die Unterstützung im Kampf gegen die Essstörung.

So lassen sich Zwischenfälle vorbeugen

Insbesondere als Eltern und Angehörige von Kindern und Jugendlichen mit einer Essstörung müssen Sie darauf vorbereitet sein, auch harte Entscheidungen zu treffen. Werden Sie nicht zu einem Komplizen der Erkrankung, sondern sorgen Sie für ein gesundes und förderliches Umfeld. Nicht das erkrankte Kind bzw. die/der Jugendliche sollte bestimmen, welche Lebensmittel eingekauft werden oder ob die Essstörung einer Behandlung bedarf. Wenn Ihre Tochter oder Ihr Sohn Ihnen versichern, dass sie es allein schaffen werden, setzen Sie klare Zeitlimits und vereinbaren Sie konkrete Ziele (z. B. eine bestimmte Gewichtszunahme in einem vorgegebenen Zeitraum), die erreicht werden müssen, um den eingeschlagenen Weg weitergehen zu können. Suchen Sie in jedem Fall frühzeitig nach einem passenden Therapieplatz und nutzen Sie professionelle Beratungsangebote, um sich selbst Rat und Unterstützung zu holen.

Eine regelmäßige, ausgewogene Ernährung ohne Light-Produkte oder kalorienreduzierte Nahrungsmittel und gemeinsame Mahlzeiten können einer Essstörung vorbeugen. Ist das Essen bereits zu einem Konfliktherd geworden, ist es wichtig, ruhig zu bleiben, und auf die getroffenen Vereinbarungen zu verweisen. Es kann sein, dass Sie allein keine nachhaltige Veränderung zum Positiven bewirken können. In diesem Fall hilft nur noch eine Therapie. Dies ist kein persönliches Versagen der Eltern, sondern ein Ausdruck des Schweregrades dieser Erkrankung. Warten Sie daher keinesfalls zu lange, bis Sie professionelle Unterstützung suchen.

Behalten Sie auch das Sport- und Bewegungsverhalten Ihres Kindes im Auge, um ggf. eingreifen zu können, wenn es zu einer exzessiven Ausübung kommt. Rufen Sie sich dabei immer wieder vor Augen, dass eine Essstörung kein Zeichen verfehlter Erziehung oder mangelnder Liebe zu Ihrem Kind ist. Ihr Kind ist krank. Nehmen Sie daher Konflikte nicht persönlich, sondern betrachten Sie diese als Folgeerscheinung der Erkrankung. Stellen Sie sich darauf ein, Ihr Kind auf einem langen Genesungsweg zu begleiten. Geduld ist dabei das höchste Gut. Sorgen Sie gut für sich selbst und teilen Sie sich Ihre Kräfte gut ein.
Oftmals ist es für Angehörige extrem belastend, mit einer solchen Diagnose umzugehen. Scheuen Sie sich daher nicht, auch selbst professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und offen über Ihre eigenen Herausforderungen zu sprechen.

Wichtige Tipps zur Kommunikation

Der Kampf gegen eine Essstörung bei Kindern und Jugendlichen kann sich manchmal wie ein Spaziergang auf rohen Eiern anfühlen. Gerade beim Essen wirken die Betroffenen schnell gestresst, ängstlich oder sogar wütend, es kommt rasch zu hitzigen Diskussionen, gegenseitigen Vorwürfen oder gekränktem Schweigen. Vermeiden Sie es daher, bei den Mahlzeiten über essstörungsbezogene Themen wie Essen, Figur und Gewicht zu sprechen, und weichen Sie stattdessen auf entspannte Gesprächsthemen aus. Schwierige Gespräche sollten Sie abseits des Essens führen. Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, eigene Veränderungsideen zu formulieren, unterstützen Sie es darin, sich auszumalen, wie ein Leben ohne Essstörung aussehen könnte, und sprechen Sie möglichst häufig über diese Veränderung. Fragen Sie nach, was sich verändern würde, wenn Ihre Tochter oder Ihr Sohn selbst einen mutigen Schritt wagen würde. Zeigen Sie Vertrauen und Zuversicht in die Fähigkeiten Ihres Kindes, sich der Angst zu stellen, und seien Sie ein Vorbild, wenn es darum geht, sich mit eigenen Ängsten zu konfrontieren. Drücken Sie Ihre Anerkennung für alle positiven Veränderungsschritte aus, und seien sie noch so klein. Aber zögern Sie auch nicht, in Notsituationen das Ruder zu übernehmen und klar und entschlossen zu handeln.

Informieren Sie sich umfassend über die Diagnose. Nur dann sind Sie in der Lage, Alarmzeichen rechtzeitig zu erkennen und mit Ihrem Kind zu besprechen, welche Schritte und Hilfemaßnahmen als nächstes geplant sind.

Lichtblicke schaffen

Eine Essstörung ist so einschüchternd und bedrohlich, dass sie alles um sich herum zu überschatten droht. Dabei ist es wichtig, die Ressourcen und die gesunden Anteile der Betroffenen nicht aus den Augen zu verlieren. Während des langen Behandlungsprozesses kann es hilfreich sein, immer wieder Lichtblicke zu schaffen. Sprechen Sie mit Ihrem Schützling über Hobbys, Wünsche und Interessen, um die Aufmerksamkeit von der Essstörung weg hin zu anderen Bereichen zu lenken. Stellen Sie ein neues Hobby oder – nach Rücksprache mit den behandelnden Therapeut:innen – einen gemeinsamen Urlaub in Aussicht, damit die Betroffenen sich auf etwas freuen können. Malen, Zeichnen und Basteln können Stress abbauen, Musik hat eine therapeutische Wirkung und gemeinsame Spiele fördern den Zusammenhalt und das entspannte Miteinander.  

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